Ankommen, mitreden!

Er hätte das Buch auch vor 10 oder 15 Jahren schreiben können, sagt der Politologe Vedran Džihić über „Ankommen“ (erschienen im September bei Kremayr & Scheriau). Aber die Spaltung der Gesellschaft entlang des Migrationsthemas, die Einteilung in „Wir“ und die „Anderen“, die Normalisierung rechtsextremer Diskurse hat sich in den letzten Jahren mit einer rasenden Geschwindigkeit beschleunigt. In diesem gefährlichen Diskurs, der Kälte, Kampf und Konkurrenz ausstrahlt, wollte er einen Gegenpunkt setzen, einen anderen Zugang einbringen: von zwischenmenschlicher Empathie, Freundschaft, warmen Gesten und Mitmenschlichkeit. In dem Buch verbindet er seine eigene Lebensgeschichte – die Flucht vor dem Krieg und das Ankommen in Österreich – mit seinem analytischen Blick auf gesellschaftliche und politische Prozesse.

Mit Vedran Džihić und der Journalistin Alexandra Stanić diskutierten wir darüber, wie unsere Gesellschaft Menschen als „anders“ markiert und wie sie mit diesen „Anderen“ umgeht. Wem wird zugestanden, im öffentlichen Diskurs die eigene Stimme zu erheben, wer kann sich Gehör verschaffen?

Eine Karriere als Journalistin wurde für Alexandra Stanić denkmöglich, als sie, noch als Teenagerin, im Impressum des Stadtmagazins Biber die Namen der Journalist:innen gelesen hat: lauter ausländische Namen, viele auf „-ić“ endend. Ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte sie bereits, ebenso wie ihr Bewusstsein über die Kraft von Worten und darüber, dass ihre eigene Perspektive Berechtigung hat. Dass diese Perspektive im öffentlichen Diskurs Platz und Gehör finden kann, wurde ihr aber erst klar, als sie Menschen mit Migrationsbiographie in dieser Rolle gesehen hat. Und damit festigte sich auch ihr Entschluss, dass sie selber dafür sorgen kann und will, dass Menschen wie sie in der österreichischen Öffentlichkeit repräsentiert sind.

Das gesamte Gespräch mit Alexandra Stanić und Vedran Džihić könnt ihr hier nachsehen: