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Institutsgeschichte

Gesetzliche Grundlage und Präsident:innen des Instituts

Es war eine Initiative des Bundeskanzlers Bruno Kreisky, die zur Gründung des Karl-Renner-Instituts, der politischen Akademie der SPÖ, führte. 1972 wurde im österreichischen Nationalrat das „Bundesgesetz über die Förderung staatsbürgerlicher Bildungsarbeit im Bereich der politischen Parteien sowie der Publizistik“ beschlossen, auf Grundlage dessen alle im österreichischen Nationalrat vertretenen politischen Parteien politische Akademien gründen konnten. 
Bis 1985 nahm Bruno Kreisky selbst die Funktion des Präsidenten des Karl-Renner-Instituts wahr. 1985 übergab er die Nachfolge in dieser Funktion an Fred Sinowatz. Diesem folgte 1986 Franz Vranitzky als Parteivorsitzender und als Kuratoriumspräsident des Instituts nach, bis es 1997 zur Übergabe beider Funktionen an Viktor Klima kam. Viktor Klima übergab im Jahr 2000 die Funktionen des Parteivorsitzenden und Präsidenten des Karl-Renner-Instituts an Alfred Gusenbauer. Im Herbst 2017 wurde die Präsidentschaft des Kuratoriums des Karl-Renner-Instituts vom Parteivorsitzenden Christian Kern übernommen. Unter dem Parteivorsitz von Pamela Rendi-Wagner wurde am 19. Dezember 2018 die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures zur neuen Präsidentin des Karl-Renner-Instituts gewählt.

Namensgeber

Benannt wurde die politische Akademie der Sozialdemokratischen Partei Österreichs nach dem Konstrukteur der Republik Österreich, Karl Renner (1870–1950). Kaum eine andere österreichische Politikergestalt prägte dieses Land so sehr wie er. Karl Renner war eine vielschichtige Persönlichkeit mit einem umfangreichen Werk in politischer Praxis und Theorie, in einer für Österreich schweren historischen Phase. Er ist so eng verwoben mit der Geschichte der Republik, mit Licht und Schatten, wie keine andere politische Gestalt. Michael Rosecker zeichnet in dieser Broschüre Renners Leben und Wirken zeitgemäß und detailliert nach.

Gründung und Startphase

Erster Sitz des Karl-Renner-Instituts waren Büroräumlichkeiten in dem eng mit der Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie verbundenen „Vorwärts-Gebäude“ in der Rechten Wienzeile 97 in Wien Margareten.
Zum ersten Direktor des Instituts wurde der bekannte Historiker der Arbeiterbewegung Karl R. Stadler ernannt. Er konzentrierte sich zunächst auf die zeitgeschichtliche Arbeit und auf die Entwicklung von Konzepten sozialdemokratischer Bildungsarbeit. Zur österreichweiten Umsetzung der Bildungsprojekte wurden schon in den Jahren 1973 und 1974 Landesstellen in allen Bundesländern eingerichtet.
Die Leitung des Instituts wurde 1977 vom niederösterreichischen Schuldirektor Franz Slawik übernommen. Ihm waren die Intensivierung der regionalen Bildungsarbeit und die Publikationstätigkeit des zentralen Instituts besondere Anliegen.

1978-2018: Bildungszentrum Khleslplatz

Um den Studienbetrieb ausweiten zu können, wurde 1973 ein in desolatem Zustand befindliches Gebäude am Khleslplatz in Wien Meidling angekauft und zu einem modernen Bildungshaus umgebaut. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten konnte 1978 die Arbeit am Khleslplatz aufgenommen werden. 1979 wurde das in unmittelbarer Nachbarschaft von einer eigenen Betreibergesellschaft errichtete spätere Gartenhotel Altmannsdorf eröffnet, sodass die wachsende Zahl der SeminarteilnehmerInnen untergebracht werden konnte.

Ende 2018: neuer Standort beim Wiener Hauptbahnhof

Im Dezember 2018 bezog das Karl-Renner-Institut seinen neuen Sitz in der Karl-Popper-Straße 8 im neu gegründeten Stadtteil Quartier Belvedere unmittelbar neben dem Wiener Hauptbahnhof. Die zentrale Lage an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt gewährleistet eine optimale Erreichbarkeit – sowohl aus den Bundesländern als auch innerhalb Wiens. Ausschlaggebend für die Entscheidung war aber auch die Möglichkeit, den Rohbau nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die neuen Räumlichkeiten sind offen, kommunikativ sowie durchgängig barrierefrei und sorgen für einen zeitgemäßen Seminar- und Arbeitsbetrieb.

Politische Bildungsarbeit auf der Höhe der Zeit

1980 wurde auf Vorschlag Bruno Kreiskys der Politikwissenschafter Erich Fröschl mit der Leitung des Instituts betraut. Unter seiner Führung profilierte sich das Institut durch eine Vielzahl von öffentlichen Veranstaltungen mit prominenten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Gleichzeitig wurde die Reichweite des Bildungsangebots ausgebaut sowie ein zeitgeschichtlicher und ein frauenpolitischer Schwerpunkt gegründet. Im internationalen Bereich standen die Auswirkungen der Globalisierung und die Vermittlung zukunftsfähiger Antworten durch die Politik im Mittelpunkt der Bildungsprojekte. Um die gewachsenen Aufgaben effizient zu bewältigen, wurde 1992 die Funktion eines stellvertretenden Direktors geschaffen und mit dem in der sozialdemokratischen Programmarbeit erfahrenen Anglisten Karl A. Duffek besetzt.

1999 übernahm Karl A. Duffek die Leitung des Instituts. Er setzte eine, auch durch sinkende Fördermittel notwendig gewordene, Organisationsentwicklung und eine Konzentration auf die Kernaufgaben des Instituts um. Die inhaltliche Arbeit wurde in zwei Schwerpunktbereiche gegliedert. Erich Fröschl konzentrierte sich bis zu seiner Pensionierung 2009 auf die Leitung der internationalen Abteilung. Die Verantwortung für innenpolitische Themen und politische Aus- und Weiterbildung übernahm die Politikwissenschafterin und Psychologin Barbara Rosenberg, die 2006 zur stellvertretenden Direktorin bestellt wurde. Unter neuen politischen Rahmenbedingungen, geprägt u.a. auch durch die Oppositionsrolle der SPÖ auf Bundesebene in den Jahren 2000 bis 2006, wurde die Arbeit des Instituts auf die verstärkte Kooperation mit WissenschafterInnen und ExpertInnen, die Entwicklung von sozialdemokratischen Zukunftskonzepten und ein Bildung und Motivation für politisches Engagement verbindendes Ausbildungsprogramm fokussiert.

Bedingt durch den plötzlichen Tod Karl A. Duffeks im Sommer 2016 nahm Barbara Rosenberg die interimistische Leitung des Instituts wahr, bis im November 2016 die Ökonomin Maria Maltschnig die Funktion der Direktorin übernahm. Gleichzeitig wurde der Historiker Michael Rosecker zum stellvertretenden Direktor bestellt.

Konstanz und Wandel – neue Herausforderungen für die Bildungsarbeit

Mit dem beschleunigten gesellschaftlichen Wandel und vor dem Hintergrund der Rückkehr der SPÖ in die Regierungsverantwortung auf Bundesebene 2007 kamen neue Aufgabenfelder auf das Institut zu. Forciert wurden und werden demokratiepolitische Bildungsprojekte und Nachwuchsförderung. Längerfristige Lehrgänge, wie etwa der Universitätslehrgang für Politische Kommunikation, die Frauenakademie, die Europapolitische Akademie und die Zukunftsakademie, wurden ausgebaut und zu fixen Bestandteilen der Institutsarbeit. Die programmatische Zukunftsarbeit und eine zeitgemäße Gedenkkultur zur Vermittlung zeitgeschichtlichen Bewusstseins stehen im Mittelpunkt der aktuellen Grundlagenarbeit des Instituts. Im internationalen Bereich konnten durch die Kooperation mit der Stiftung der Europäischen Sozialdemokratie (FEPS) die Europäisierung und Internationalisierung der Bildungsarbeit weiterentwickelt werden. Die regelmäßige Durchführung von Veranstaltungen mit prominenten Vortragenden ermöglicht den Diskurs mit einer breiten Öffentlichkeit.

Wandel und Konstanz, Erfahrung und Innovation haben das Institut über die Jahrzehnte geprägt. Auf Basis der Reflexion der aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen entwickelt das Team des Karl-Renner-Instituts jährlich ein umfangreiches Studienprogramm. Gemeinsamer Nenner aller Projekte war und ist die Orientierung der Bildungsziele an der Vision einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft und der Stärkung des politischen Engagements dafür.