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Das Paradies ist weiblich?

Frauenpolitik im 3. Jahrtausend

Ist eine Welt, die von Frauen bestimmt und gestaltet wird, besser? Das war eine der zugespitzten Ausgangsfragen unserer Diskussionsveranstaltung im Vorfeld des Internationalen Frauentages 2023. Ein Buch mit vielen unterschiedlichen Beiträgen dazu publizierte die Autorin Tanja Raich. Auslöser für die Buchidee waren

„die Wut und der Frust, der im Alltag im eigenen Freund:innenkreis und darüber hinaus spürbar war“.

Tanja Raich

20 Autor:innen haben Einblicke in ihre Überlegungen und Visionen gegeben, wie eine von Frauen gestaltete Welt aussehen kann. Sie haben Vergleiche mit der Tierwelt gezogen oder einprägsam beschrieben, wie es zu dieser Wut kommt und was diese Wut bewegen kann. Besonders eindrücklich war hier der Beitrag der Autorin Mareike Fallwickl, die das Wutmotiv in ihrem aktuellen Buch „Die Wut, die bleibt“ weitergesponnen oder weiterentwickelt? hat. Sie beschreibt darin genau jene Schwellen, die Frauen zum Verzweifeln bringen oder zu Feministinnen werden lassen: die Berufswelt und das Kinderkriegen. Dort ist die Ungleichbehandlung sicht- und spürbar. Und das schlechte Gewissen, Erwartungen nicht zu erfüllen – zu viel, zu wenig, nicht immer ansprechbar und auch noch gereizt. Hier sieht die ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende und ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann die gewerkschaftliche Aufgabe, Frauen den Rücken zu stärken, zu „empowern“, zu ermutigen, ihren selbstbestimmten Weg zu gehen. Dass es Rahmenbedingungen sind, wie die flächendeckende, kostenlose, qualitätsvolle, ganztägige Kinderbildung und -betreuung, die Frauen entlasten könnten.

„Der Rechtsanspruch auf den Papamonat wurde erkämpft und nur die Frauen haben gejubelt. Wo waren die Männer?“

Korinna Schumann

Gleichzeitig nimmt sie Männer in die Pflicht, fordert eine moderne und zukunftsgerichtete Männerbewegung: 

„Es wäre dringend Zeit, dass sich Männer mit ihrem Rollenbild eingehend auseinandersetzen, in einer modernen und zukunftsgerichteten Form.“

Korinna Schumann

Dass die Verpflichtung von Vätern etwas bewirken kann, ist in Norwegen oder Finnland zu sehen. Ernüchternd waren die Einblicke in den Literaturbetrieb: Mehr als 90 % der Verlage gehören Männern. Der Hauptverband des österreichischen Buchhandels ist zu 100 % männlich besetzt.

Was die Diskutant:innen im Publikum und am Podium eint, ist das Verständnis, dass es dringend eine Veränderung braucht, damit eine bessere Welt möglich ist. Wie es geschafft werden kann, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen, eine Dynamik der Vielen positiv zu kanalisieren, ist wohl eine der großen Herausforderung der Zukunft. Oder, um bei Korinna Schumann zu bleiben: 

„Es braucht einen Schulterschluss der Frauen!“

Korinna Schumann