Dear Beautiful Beloved: Kriegsalltag in der Ukraine
Filmvorführung und Diskussion
Am 24. März haben wir im Rahmen einer Sondervorführung im Wiener CineCenter den Film „Dear Beautiful Beloved“ des ukrainischen Regisseurs Juri Rechinsky gezeigt. Darin werden das menschliche Leid und die Herausforderungen des Kriegsalltags in der Ukraine eindrucksvoll dargestellt. Anschließend diskutierten wir mit dem Regisseur sowie Bohdan Ferens, Gründer der Sozialdemokratischen Plattform in der Ukraine, und Stephanie Fenkart, Direktorin des International Institute for Peace (IIP), unter anderem über die Traumatisierungen der Bevölkerung durch den Krieg, aber auch über die aktuellen Bemühungen um einen Waffenstillstand oder gar Frieden unter der Führung der USA. Dabei kam auch die Rolle der EU zur Sprache.
Schieder für echten Frieden und weitere Unterstützung der Ukraine
Zu Beginn der Veranstaltung betonte der SPÖ-Europaabgeordnete Andreas Schieder in einer Videobotschaft die Solidarität mit der Ukraine. Er äußerte seine Besorgnis, dass die Verhandlungen zwischen den USA und Russland darauf hinauslaufen könnten, dass Putin erreiche, was er wolle. Echten Frieden und Freiheit könne es nur geben, wenn die Ukraine ebenfalls am Verhandlungstisch sitze. Daher müsse die EU das Land weiterhin unterstützen.
Der Film „Dear Beautiful Beloved“
Mehr als drei Jahre nach dem Beginn der russischen Vollinvasion in der Ukraine ist kein Ende dieses schrecklichen Krieges in Sicht. Juri Rechinsky zeigt sehr eindrucksvoll, wie sich der Krieg auf die Zivilbevölkerung abseits der Front auswirkt und welche neuen Versorgungsstrukturen sich bilden, um die Bevölkerung zu schützen und die Toten zu bergen.
Der Film hat im Wesentlichen zwei Handlungsstränge: Der eine zeigt, wie alte und bewegungseingeschränkte Menschen aus frontnahen Gebieten evakuiert und im Landesinneren untergebracht werden. Es ist bewegend, zu sehen, wie die Menschen voller Angst und Sorge um ihre Verwandten einander unterstützen und wie solidarisch die freiwilligen Helfer:innen mit den alten Menschen kommunizieren und umgehen.
Der zweite Handlungsstrang verfolgt das Schicksal gefallener Soldat:innen. Dies beginnt damit, dass die Leichname in den Kampfgebieten gesucht und geborgen, anschließend in ihre Heimat gebracht, gewaschen und präpariert werden und schließlich von ihren jeweiligen Familien und Liebsten voller Trauer in Empfang genommen werden.
Hintergrundinformationen und Reaktionen auf den Film
Im Anschluss an die Filmvorführung sprach der Regisseur Juri Rechinsky davon, dass er nach der Produktion einige Monate zur Verarbeitung gebraucht habe, um wieder gut schlafen zu können. Für ihn als ukrainischen Filmemacher, der schon seit zwölf Jahren in Österreich lebe, sei es wichtig, seinen Teil beizutragen und diesen schrecklichen Krieg den Menschen zu vermitteln – auf eine andere Art als dies durch Medien und Nachrichtendienste passiere.
Stephanie Fenkart, Direktorin des International Institute for Peace (IIP) in Wien betonte, dass der Krieg zum Teil sehr abstrakt besprochen werde und es daher wichtig sei, daran zu erinnern, dass es hier um Menschen gehe. Bohdan Ferens, Gründer der Sozialdemokratischen Plattform in der Ukraine ergänzte, dass die Folgen des Krieges überall im Land sichtbar seien. Der Film mache dies bewusst und sei daher ein wichtiger Beitrag, um den Menschen in Europa und der Welt die Schrecken des russischen Angriffs zu verdeutlichen.
Einschätzungen zu den Verhandlungen
Auf die Frage nach den derzeit laufenden Verhandlungen zwischen den USA und Russland bzw. den USA und der Ukraine meinte Bohdan Ferens, dass Trump trotz des Vorfalls im Oval Office, bei dem der ukrainische Präsident Selenskyi von Präsident Trump gedemütigt wurde, bemüht sei, Fortschritte zu erzielen – weniger aus Friedenswillen oder für die Ukraine, sondern um diese als politischen Gewinn für sich selbst zu verkaufen. Er äußerte auch die Besorgnis, dass Putin „sein eigenes Spiel mit Trump spiele“ und sich Letzterer manipulieren lassen könnte.
Juri Rechinsky betonte, dass es keine akzeptable Einigung geben könne, solange das Thema Gerechtigkeit nicht berücksichtigt werde – was seiner Ansicht nach bisher zu kurz gekommen sei. Stephanie Fenkart schloss sich dieser Sichtweise an und hob hervor, dass sich die EU geschlossen für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen müsse – und zwar in jeder Situation, in jeder Weltgegend. Da Trump nicht das Wohl der Ukraine im Blick habe, muss sich laut Fenkart die EU für eine gerechte Lösung für das kriegsgeplagte Land einsetzen. Bohdan Ferens warf hier ein, dass die EU kurzfristig nicht in der Lage sein werde, ihre eigenen Krisen zu bewältigen, und dass die Ukraine darunter leiden werde.
Appell, sich für die Wahrheit einzusetzen
Gegen Ende der Diskussion erklärte Juri Rechinsky, warum er diesen Film produziert habe und seit Monaten an Gesprächen und Diskussionsrunden teilnehme: Es gehe ihm nicht darum, an Staaten oder die EU zu appellieren, sondern an die Menschen im Publikum. In einer Zeit, in der unzählige Lügen über den Krieg in der Ukraine und die angebliche Mitschuld des Landes an der Invasion verbreitet würden, sei es entscheidend, für die Wahrheit einzustehen. Er forderte das Publikum auf, bei jeder Gelegenheit für die Wahrheit über den Krieg einzutreten, denn die Flut an Lügen werde weiter zunehmen – selbst wenn man sie nur beiläufig wahrnehme.
Videobotschaft
Andreas Schieder
Leiter der SPÖ-Delegation im EU-Parlament
Diskussion mit
Stephanie Fenkart
Direktorin des International Institute for Peace (IIP), Wien
Bohdan Ferens
Gründer der SD Platform (Sozialdemokratischen Plattform) in der Ukraine
Juri Rechinsky
Ukrainischer Filmemacher, Regisseur des Films „Dear Beautiful Beloved“
Moderation
Gerhard Marchl
Leiter des Bereichs Europäische Politik am Karl-Renner-Institut
Die Veranstaltung fand mit Unterstützung des International Institute for Peace (IIP) statt.









