Einzelgänger im Himalaya
Buchpräsentation und Diskussion
Am 25. März präsentierten wir das Buch „Einzelgänger im Himalaya“ von Fritz Kolb, erstmals 1957 erschienen und nun von der bekannten Wissenschaftsjournalistin, Autorin und freien Filmemacherin Ulrike Schmitzer neu herausgegeben. Es folgte eine Diskussion mit Ulrike Schmitzer und Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin und Tochter des Autors.
Das Buch „Einzelgänger im Himalaya“
Fritz Kolb (1902–1983) war ein österreichischer Sozialist, Reformpädagoge, Diplomat und Bergsteiger. „Einzelgänger im Himalaya“ erzählt von seiner Expedition in den Himalaya 1939, die er zusammen mit seinem Freund Ludwig Krenek unternahm. Kurz nach der ersten erfolgreichen Besteigung wurden Kolb und Krenek jedoch als „feindliche Ausländer“ festgenommen und verbrachten so statt weniger Monaten neun Jahre in Indien, davon einen Großteil in Internierungslagern. Mitreißend erzählt Kolb von der Natur und den Menschen in Indien, den Internierungslagern, in denen er während des Zweiten Weltkrieges festgehalten wurde, den politischen Entwicklungen, Hoffnungen und Sorgen – vor allem um die Daheimgebliebenen. Und natürlich von den Bergen, in denen sich Kolb und Krenek bei jeder Möglichkeit aufhielten. Das Buch ist ein faszinierender Reisebericht und persönliches Zeitdokument.
Einführung in das Buch
Ulrike Schmitzer begann den Abend mit einer kurzen Einführung in das Buch. Hierbei betonte sie direkt, dass das Buch heute noch sehr gut lesbar sei und vom Schreibstil in der heutigen Zeit geschrieben worden sein könnte. Zudem unterstrich sie, wie Fritz Kolb und Ludwig Krenek mit ihrer Expedition das Bergsteigen neu definiert haben, indem sie mit sehr wenig Geld und Zeit loszogen. Zum Glück konnten sie vier junge Engländer finden, die sie finanziell unterstützten, und im Gegenzug halfen sie den Unerfahrenen Engländern beim Erklimmen des Berges. Nach der anschließenden Verhaftung verbrachte Kolb eine gewisse Zeit sogar mit dem Nationalsozialistischen Bergsteiger und Autor Heinrich Harrer im selben Internierungslager. Auf die Frage, ob die beiden Kontakt gehabt hätten, antwortete Helga Kromp-Kolb jedoch klar mit „Nein“, da, obwohl die Liebe zum Bergsteigen geteilt wurde, die Grundsätzliche weltanschauliche Meinungsverschiedenheit zu groß sei.
Die Liebe zu der Natur und zu den Bergen
Helga Kromp-Kolb erzählte von Fritz Kolb und begann damit, dass er ein sehr guter Vater gewesen sei, der ihr und ihrer Schwester bei jeder Gelegenheit die Natur und vor allem die Berge nahegebracht habe. Durch seine eigene Liebe zur Natur habe er es auch geschafft, diese Erlebnisse spaßig und interessant zu gestalten, sodass es für sie kein Zwang, sondern eine Freude gewesen sei. Diese Liebe zur Natur und zum Abenteuer spiegelte sich auch in seiner Zeit in Indien wider. Dort habe er beim klettern wenige technische Hilfsmittel genutzt, zugegebenermaßen auch aufgrund des Geldes, aber auch, weil ihm das Naturerlebnis wichtig gewesen sei. Sogar als er in den Internierungslagern war, habe er jede Ausgangszeit, so kurz sie auch gewesen sei, genutzt, um Berge oder Wasserfälle in der Nähe aufzusuchen, musste aber rechtzeitig zum Namensaufruf wieder zurück sein. Über diese Zeit in den Internierungslagern habe er sich aber nie gegenüber seiner Familie beschwert, da die Alternative, der Kriegsdienst in Deutschland, ein deutlich schlimmeres Schicksal gewesen wäre, so Kromp-Kolb.
Fritz Kolb als Sozialist
Fritz Kolb war ein Sozialist und ein politisch denkender Mensch. So erzählte seine Tochter von einem weiteren Buch von ihm, „Es kam ganz anders – Betrachtungen eines alt gewordenen Sozialisten“, in dem er berichtet, dass sie als Jugendliche davon geträumt haben, Menschen würden in Richtung einer gerechten und friedlichen Welt erzogen werden. Doch dann sind sie darauf gekommen, dass dies zu kurz greift. Man müsse noch kämpfen, um eine solche Welt zu schaffen, bevor man Kinder erzieht, die anschließend gut hineinpassen würden. So sei es ihm auch immer wichtig gewesen, über Ungleichheiten in der Gesellschaft zu sprechen, damit diese nicht ignoriert und vergessen werden. Außerdem sei ihm, so Ulrike Schmitzer, Entwicklungshilfe auch ein wichtiges Thema gewesen, da sie zum einen Wohlstand verteilen und eine friedenssichernde Investition darstellen würde. Insgesamt sei ihm aber nicht die Ideologie des Sozialismus, sondern die Haltung wichtig gewesen, also das Kämpfen für den Schwächeren und das Kämpfen für faire Arbeitsverhältnisse so Kromp-Kolb.
Es war ihm ein Anliegen, dass es eine friedliche und gerechte Welt werden soll.
Ein bescheidener Mensch
Zum Schluss fügte Ulrike Schmitzer noch die gute Freundschaft zwischen Fritz Kolb und Karl Popper hinzu und wie Popper über Fritz in seinem Buch schreibt, dass er einer der wichtigsten und maßgeblichsten Freunde gewesen sei, der ihn stark beeinflusst habe. Fritz Kolb schreibt jedoch nur, dass er einen Philosophen von Weltrang gekannt habe und lässt es dabei, er wollte also nicht angeben. Darauf bestätigt Kromp-Kolb: „Er war sicher ein bescheidener Mensch“
Buchpräsentation und Diskussion mit
Ulrike Schmitzer
Herausgeberin und Journalistin
Helga Kromp-Kolb
Klimaforscherin und Tochter des Autors
Moderation
Michael Rosecker
Stv. Direktor, Bereichsleitung Politische Aus- und Weiterbildung und Grundlagenarbeit
Projektleitung
