Steht Lateinamerika am Beginn eines politischen Aufbruchs?
Die Bilder aus Brasília gingen um die Welt: Zwei Jahre nach der Erstürmung des US-Kapitols hat sich die Geschichte wiederholt. Anhänger:innen des abgewählten rechten Präsidenten Jair Bolsonaro haben die demokratischen Institutionen in der brasilianischen Hauptstadt gestürmt und Teile des Regierungsviertels verwüstet. Wie konnte es zu dieser Eskalation kommen? Was sind die Hintergründe, was die Folgen für Brasiliens Demokratie? Und welche Parallelen gibt es zu den USA?
Diese Fragen hat die Brasilien- und Populismusexpertin Ursula Prutsch zu Beginn unserer Veranstaltung in einem Impulsreferat behandelt.
Das Pendel schlägt jetzt wieder ein Stück weit nach links
Wir haben an diesem Abend auch darüber diskutiert, was sich in anderen Teilen Lateinamerikas politisch tut. Denn eine Welle von Wahlsiegen fortschrittlicher Kräfte lässt an die politische Wende zu Beginn des Jahrhunderts denken. In Kolumbien ist mit Gustavo Petro überhaupt zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein linker Präsident im Amt. Darüber haben wir mit Kristina Dietz gesprochen, die u.a. zu Kolumbien forscht.
Das Pendel schlägt jetzt wieder ein Stück weit nach links, so Dietz. In den letzten Jahren hätten Ungleichheit und Armut in Lateinamerika extrem zugenommen, verstärkt durch die Politik rechter Regierungen. Dagegen hat sich Widerstand formuliert und politisch organisiert – erfolgreich, wie man in Chile, Kolumbien oder Brasilien sieht.
Ein spannender und einsichtsreicher Abend, der trotz aller Probleme, vor denen die Region steht, auch Hoffnung macht.
Impulsreferat zum Angriff auf Brasiliens demokratische Institutionen
Ursula Prutsch
Professorin für Amerikanische Kulturgeschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München
Gespräch mit
Kristina Dietz
Professorin für Internationale Entwicklung, Universität Wien
Moderation
Sebastian Schublach
Karl-Renner-Institut