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Was macht das mit unseren Kindern?

Wie Medienkonsum unseren Alltag verändert – und was wir tun können

Australien hat als erstes Land ein weitreichendes Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren beschlossen. Seit Dezember gilt die Regelung verbindlich: Plattformbetreiber müssen sicherstellen, dass Kinder keinen Zugang haben – andernfalls drohen hohe Strafen. Die einjährige Übergangsphase endet mit 10. Dezember.

Digitale Infrastruktur als Gemeinwohl

Während hitzig über technische Umsetzungen debattiert wird, gerät die eigentliche Schlüsselfrage leicht in den Hintergrund: Wie wollen wir unsere digitale Welt gestalten? Netzaktivist Markus Beckedahl (Gründer von netzpolitik.org) vergleicht den digitalen Raum mit dem analogen: „Wir würden es auch nicht akzeptieren, wenn unsere Straßen auf einmal Mark Zuckerberg gehören würden.“ Doch genau das passiert im Netz – große, profitorientierte Konzerne kontrollieren die Plattformen. 

„Wir würden es auch nicht akzeptieren, wenn unsere Straßen auf einmal Mark Zuckerberg gehören würden.“

Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org

Dort findet allerdings der Wissenserwerb und die öffentliche Meinungsbildung statt. Auch Sciency Feminist und Vortragende Elka Xharo mahnt, dass demokratische Werte nicht das erste Ziel von privaten Unternehmen sind und demokratische Perspektiven zunehmend verdrängt werden. Es geht also nicht nur um Alltagsregeln am Küchentisch oder in der Schule – sondern um die grundlegende Frage, wie digitale Infrastrukturen aussehen sollen, damit sie demokratisch und gemeinwohlorientiert funktionieren.

Über Grenzen und Vorbilder

Eltern, Pädagog:innen und Betreuungspersonen ringen täglich mit der Frage: Wie viel Medienkonsum ist „normal“? Smartphone, Tastenhandy oder Tablet – und ab welchem Alter?

Die Medienpädagogin Anu Pöyskö, langjährige Leiterin des WIENXTRA-Medienzentrums, plädiert für eine Verschiebung der Perspektive: Nicht die Kinder seien das Problem, sondern wir alle müssten lernen, mit digitalen Medien maßvoll umzugehen. Vorbildfunktion, aktives Zuhören und gemeinsames Erlernen dieser „Kulturtechnik“ seien entscheidend. Pöyskö erinnert zudem an die UN-Kinderrechtskonvention, die sämtliche Kinderrechte zusammenfasst und auch im digitalen Raum gilt: das Recht auf Förderung, Schutz und Beteiligung (die drei „P“s – provision, protection, participation). Einseitig nur den Schutz in den Vordergrund zu stellen, greife zu kurz – alle drei Dimensionen müssten in politischen Regelungen berücksichtigt werden.

Zwischen Belastung und Balance

Paul Plener, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener AKH, warnt vor psychischen Belastungen, besonders in vulnerablen Entwicklungsphasen. Wichtig sei die Selbstreflexion: Vernachlässige ich durch meinen Medienkonsum Dinge, die mir Energie geben? Wie viele Stunden täglich verbringe ich vor Bildschirmen? Diese Fragen gelten für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. 

Ist ein Verbot die Lösung?

Ob strikte Verbote langfristig der richtige Weg sind, bleibt offen. Wahrscheinlich wird erst die nächste Generation diese Frage beantworten können. Gleichzeitig wächst der Druck, europäische Lösungen zu finden – und notfalls auf nationaler Ebene zu handeln, falls gemeinsame Regelungen ausbleiben.

Dieser Text nimmt Bezug auf eine Online-Veranstaltungsreihe „Was macht das mit unseren Kindern?“ des Karl-Renner-Institut und der Kinderfreunde Österreich.