Rotfunk #33 Lecture: Über Krieg und Nicht-Krieg - mit Franz Schuh
Episode Summary
Franz Schuh ist einer der pointiertesten und hintergründigsten Essayisten dieser Republik. Scharfsinnig versiert in den unterschiedlichsten Disziplinen, analysiert und beschreibt er messerscharf die Gegenwart mit ihren Untiefen, Hinfälligkeiten und Heucheleien. Bei aller Erbarmungslosigkeit in der Kritik ist sein Schreiben stets getragen von einer Gesinnung des Humanismus, der Toleranz, der Weltoffenheit und der Selbstironie. Als ihm am 10. Mai im Karl-Renner-Institut der Bruno-Kreisky-Preis für sein publizistisches Gesamtwerk verliehen wurde, war es also nicht überraschend, dass er in seiner Preisrede die öffentliche Debatte und die journalistische Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine in all ihren Auswüchsen in ebendieser Manier kommentierte. "Das wünschenswerte Schweigen ist einer überhitzten Sprachlosigkeit gewichen", stellt Schuh fest und macht kein Geheimnis um sein Befremden angesichts der aktuell so aufgeschaukelten Rhetorik. Die Politik, so Schuh, habe mit unvermeidlichen Ambivalenzen zu kämpfen und in Kenntnis dessen ginge es in letzter Konsequenz um die Vermeidung von Katastrophen. In der Diskussion um die Waffenlieferungen an die Ukraine - in der Franz Schuh eine klare Meinung vertritt - sieht er ein unentscheidbares Dilemma, das man paradoxerweise nur durch eine Entscheidung auflösen könne. „Es wird sich weisen, ob man zur Partei gehörte, die den Frieden mitermöglichte, oder ob sie bloß einen Krieg sinnlos verlängerte, der niemals zu gewinnen war." - In dieser Erkenntnis spiegelt sich der für Franz Schuh so typische Zweifel an vermeintlichen Gewissheiten wider, der aber niemals zur achselzuckenden Gleichgültigkeit führt.