Ausbeutung auf Bestellung
Der freie Wiener Journalist Johannes Greß wird mit dem Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“ ausgezeichnet. Greß beleuchtet in seinem Buch „Ausbeutung auf Bestellung“ (ÖGB Verlag 2024) die blinden Flecken der österreichischen Arbeitswelt und bietet eine eindringliche Analyse moderner Arbeitsrealitäten in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Gegenwart. Greß zeigt auf, wie Plattformökonomien und algorithmische Steuerungen bestehende Arbeitsstrukturen aufbrechen und eine neue Form der Prekarität hervorbringen. Es werden systematisch traditionelle Arbeitsrechte ausgehebelt und eine global verteilte, aber oft sozial marginalisierte Klasse von Arbeitskräften hervorgebracht; nicht irgendwo, sondern vor der eigenen Haustüre.
Der Autor zeichnet ein schonungsloses Bild von Arbeitsbedingungen, die nicht nur untragbar sind, sondern auch durch unser eigenes Konsumverhalten mitverursacht werden: Ungarische Paketzusteller, die bis zu 17 Stunden pro Tag arbeiten. Syrische Essenslieferanten, die für sechs Euro pro Stunde bei jedem Wetter ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Oder indische Frauen, die ohne Papiere für Diplomat:innen und Professor:innen putzen und dabei sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind.
Das Buch verbindet auf eindrucksvolle Weise empirische Forschung, theoretische Reflexion und einen dringenden politischen Aufruf. Wenn wir diese Zustände verändern wollen, braucht es nicht nur neue Formen gewerkschaftlicher Organisation, sondern auch eine klare politische Fokussierung auf diese Missstände.