Deutschsprachige Kurzfassung der englischsprachigen Publikation
Abortion in the European Union. Actors, issues and discourse
Als medizinischer Akt mit vielfältigen sozialen, psychologischen und emotionalen Auswirkungen ist der Schwangerschaftsabbruch eine gesellschaftspolitische Frage für sich. Der Zugang zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist Gegenstand von Spannungen, Widerständen und Konflikten zwischen verschiedenen Akteur:innen und Ideen mit manchmal extrem gegensätzlichen Positionen.
Während Europa der Kontinent ist, auf dem der Zugang zu einem sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch den internationalen medizinischen und gesundheitlichen Empfehlungen am nächsten zu kommen scheint, stellen die Behörden in mehreren Ländern diesen Zugang in Frage. Im Allgemeinen verdeutlichen Versuche, den Zugang einzuschränken, ob sie nun erfolgreich sind oder nicht, die mögliche Reversibilität des Rechts auf Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. Infolgedessen bleibt das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ein hochsensibles Thema in der öffentlichen und politischen Debatte.
Dieses Buch vergleicht die rechtliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs in den verschiedenen EU-Ländern und die Wirksamkeit des Rechts auf Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. Außerdem zeichnet es die Entwicklung der politischen Debatte am konkreten Beispiel Belgiens nach. Dabei wird deutlich, wie sehr die Forderungen nach dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch und die institutionelle Anerkennung dieses Rechts von verschiedenen Akteur:innen innerhalb nationaler und internationaler Netzwerke geprägt sind. Die Positionen und die Ausgestaltung der Themen durch diese "Pro-Choice"- und "Pro-Life"-Akteur:innen, einschließlich des Vatikans, werden sorgfältig analysiert.
Das Buch untersucht auch die Diskrepanz zwischen dem staatsbürgerlichen Ansatz, den die Forschung zu sexuellen und reproduktiven Rechten verfolgt, und der Sprache der Menschenrechte, die von Aktivist:innen verwendet wird, um sich als Gesprächspartner:innen im politischen Diskurs zu legitimieren und ihre Forderungen zu begründen.
Dieses Buch bietet einen vergleichenden Blick auf die Diskurse und Praktiken der Rechte auf Schwangerschaftsabbruch in Europa.