Die australische Labor Party seit 2022 wieder an der Macht
Publikation in englischer Sprache
Die Australian Labor Party (ALP) konnte 1904 als erste Arbeiterpartei der Welt eine nationale Regierung anführen. Seit den 1950er Jahren schaffte sie es aufgrund eines besonders rechtsorientierten politischen Systems nur drei Mal, die Oppositionsbank zu verlassen, zuletzt 2022 unter der Führung von Anthony Albanese. Seine Regierung operiert immer noch in einem politischen und kulturellen Umfeld, das von Mitte-rechts-Parteien, allen voran der Liberal Party, beherrscht wird.
Nichtsdestoweniger widmet sich die ALP-Regierung besonders jenen strukturellen und institutionellen Problemen des Landes, die von den Koalitionsregierungen davor lange ignoriert wurden. Zudem vermag die Regierung von Albanese Fortschritte in sozialen und wirtschaftlichen Fragen sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene voranzutreiben. Albaneses neuer Labourismus zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er sich für die Gewerkschaften und für Gender-Balance unter den Parlamentsabgeordneten einsetzt. Er navigiert hier geschickt durch ein bis vor kurzem starres Parteiensystem, das mit dem Aufstieg unabhängiger Kandidat:innen strukturelle Veränderungen erlebt hat.
Der Autor dieser Country Case Study ist Rob Manwaring, der als Associate Professor an der Flinders University in Adelaide tätig ist.
Next Left Country Case Studies
Die Next Left Country Case Studies sind eine neue Publikationsreihe und ein Ergebnis der Arbeit im Rahmen des Next Left-Forschungsprogramms, das von FEPS und dem Karl-Renner-Institut durchgeführt wird. Die Serie konzentriert sich auf die Erforschung des aktuellen Zustands der Sozialdemokratie in ausgewählten Ländern und soll fundierte Einblicke in die sozialdemokratischen Parteien in Europa und darüber hinaus gewähren. Jede Länderstudie analysiert die Veränderungsprozesse in den jeweiligen nationalen politischen Systemen sowie die interne Organisation der betreffenden Parteien. Zudem beschreibt sie deren Zukunftsaussichten aus der Sicht der Autor:innen. Die Studien untersuchen außerdem das jeweilige nationale politische Umfeld und die oft turbulente Geschichte der sozialdemokratischen Parteien. Dadurch ermöglichen sie es, ein umfassendes Verständnis für die politischen Programme und die Politiken zu erhalten. Schließlich sollen die Länderstudien eine Plattform für den Austausch von Best-Practices bieten, um die sozialdemokratische Bewegung insgesamt voranzubringen.