Mit 58,5 % der Stimmen wurde Staatspräsident Emmanuel Macron am 24. April 2022 klar wiedergewählt, auch wenn er gegenüber 2017 an Rückhalt einbüßte. Besonders stark punktete der Amtsinhaber in den Großstädten, während seine Kontrahentin Marine Le Pen ihre Hochburgen im ländlichen Raum sowie im Norden des Landes und in den Regionen am Mittelmeer hatte. Für viele Französinnen und Franzosen war die Stichwahl jedoch eine Wahl zwischen einem kleineren und größeren Übel.
Bei den Parlamentswahlen im Juni hat dennoch Macrons Partei La République en marche erneut gute Chancen, die absolute Mehrheit zu erringen. Die linken Parteien verhandeln derzeit um ein Bündnis unter der Führung des radikalen Linken Jean-Luc Mélenchon. Die Sozialistische Partei kämpft gegen die Bedeutungslosigkeit.
Gerhard Marchl, unser Experte für europäische Politik, analysiert in diesem Papier das Wahlergebnis vom 24. April, die regionalen Unterschiede und die Motive der Wählerschaft. Zudem beschreibt er die Aussichten für die Parlamentswahlen im Juni, wobei das Hauptaugenmerk auf der Situation der Linken und speziell der Sozialistischen Partei liegt. Darüber hinaus geht dieses Politik aktuell auf den Zustand der französischen Demokratie ein, die von einem immer stärker werdenden Präsidentenamt geprägt ist.