Der Umgang der österreichischen und deutschen Sozialdemokratie mit Sowjetrussland 1917 bis 1929
„Wie hältst du es mit Sowjetrussland?“, diese Frage bewegte nach der Oktoberrevolution die europäische Linke. Für die innersozialdemokratische Diskussion in Deutschland und Österreich markieren die Begriffe „Despotischer Sozialismus“ (Otto Bauer) oder Staatssklaverei“ (Karl Kautsky) den Spannungsbogen, in dem in den verschiedenen Strömungen die Haltungen zur Oktoberrevolution und die weitere Entwicklung Sowjetrusslands kritisch untersucht wurden.
Die Schilderung und Analyse der Reaktionen auf die politischen, ökonomischen und sozialen Entwicklungen, Ereignisse und Entscheidungen in Sowjetrussland – Friede von Brest-Litowsk, Auflösung der Konstituante, Parteidiktatur, Struktur des Rätesystems, Komintern-Strategie, Kronstädter Aufstand, Georgien-Intervention, Neue Ökonomische Politik (NEP), Agrarfrage, Bürokratie, Terror – bilden gleichsam eine ausführlich kommentierte Chronik der ersten zwölf Jahre bolschewistischer Herrschaft.
Dieser revolutionäre Umbruch bildete geopolitische Konfliktlinien aus, die das 20. Jahrhundert prägen sollten. Ebenso zog der Kollaps des Zarenreiches viele Staatswerdungsprozesse nach sich, die auch in der aktuellen Krisensituation des Ukraine-Krieges historische Relevanz und Brisanz haben.
Diese Veranstaltung wird historische Ereignisse debattieren, die einen Bogen bis zur aktuellen politischen Lage in Europa spannen und Reflexionen über mögliche Szenarien ermöglichen.
Buchautor und Vortragender
Ulrich Schöler,
Jurist, Politikwissenschafter und Vorstandsvorsitzender der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
Kommentator:in
Heinz Fischer,
Jurist und Bundespräsident a. D.
Gabriella Hauch,
Historikerin und Professorin Universität Wien
Moderation
Michael Rosecker,
Historiker, Karl-Renner-Institut