Bruno-Kreisky-Preis 2023: Gesamtwerk, Sonder- und Verlagspreis
Ein Roman und ein Verlag: Buchpreise für vielfältige publizistische Leistungen
Am 7. Mai 2024 wurden die ersten Bruno-Kreisky-Buchpreise 2023 verliehen. Der Sonderpreis Arbeitswelten–Bildungswelten ging an Birgit Birnbacher für ihren Roman „Wovon wir leben“ und der Preis für besondere verlegerische Leistungen an den Verlag Das vergessene Buch.
Der ausgezeichnete Roman handelt von der Krankenschwester Julia, der ein schwerwiegender Fehler passiert. Dem versucht sie zu entkommen, indem sie in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Dort wird uns das scheinbar unkaputtbare Gehäuse materieller und sozialer Zwänge, von denen es für Frauen immer noch einige mehr gibt, vor Augen geführt. Lebens-, Arbeits- und Geschlechterverhältnisse der Nachteile und Ungerechtigkeiten für die Vielen bestehen im salzburgischen Innergebirg offensichtlich unveränderlich fort. Die Preisträgerin hob im Preisträger:innengespräch hervor, dass wir nirgends so sehr Wirksamkeit und Zugehörigkeit zur Gesellschaft erfahren und erleben wie durch Arbeit – bezahlte wie unbezahlte. Die Fragen nach der Verteilung und Qualität der Arbeit werden im Zentrum der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung stehen.
Der Verlag Das vergessene Buch wurde durch den Gründer und Leiter Albert C. Eibl repräsentiert. Er gründete den Verlag im Jahr 2014, der heute ein erfolgreicher Nischenverlag ist. Als solcher gibt er herausragende Werke der deutschsprachigen Literatur heraus, die oft aus politischen Gründen in der Zwischenkriegszeit verboten wurden und so vergessen gemacht wurden.
Ein publizistisches Gesamtwerk als Orientierungshilfe in einem verfahrenen Konflikt
Tom Segev wurde 1945 als Sohn deutscher Einwanderer in Jerusalem geboren. Als Historiker und Journalist gehört er zu den herausragendsten Publizisten Israels. Er ist seit über 50 Jahren einer der weitsichtigsten und aufmerksamsten Beobachter israelischer Geschichte und der Zusammenhänge des Nahost-Konflikts. Leidenschaftlich, streitbar und dennoch immer empathisch mit viel Verständnis für alle Beteiligten, sind seine Bücher und Artikel Orientierungshilfe im Gestrüpp einer komplizierten Geschichte und eines verfahrenen Konflikts.
Bei seiner Festrede fand er wegweisende Worte zu den aktuellen Ereignissen. Anhand seiner eigenen Biografie, seiner historisch-journalistischen Arbeit und der Geschichte Israels analysierte er den Konflikt. Er wog die Intentionen und Bedürfnisse beider Konfliktparteien ab, erzählte von Bruno Kreisky und setzte trotz seines ernüchternden Blicks auf die Gesamtsituation Akzente der Hoffnung. Eine beeindruckende Rede eines großen Skeptikers, Historikers und Menschenfreunds.
Wir danken für die Kooperation und Unterstützung: Echo Medienhaus – GewerkschafterInnen in der SPÖ – Sozialdemokratische GewerkschafterInnen in der AK Wien – Gewista – PUBA Privatstiftung zur Unterstützung und Bildung von ArbeitnehmerInnen – Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Österreich – Wiener Städtische Versicherungsverein