Springe zum Hauptmenü Springe zum Inhalt Springe zum Fußzeilenmenü

Femletter Nr. 1/2025

Der feministische Newsletter des Karl-Renner-Instituts
Barbara Hofmann / Karl-Renner-Institut (Hg.innen)
Wien: 2025

Alles neu: der Femletter des Karl-Renner-Instituts

„Es muss sich etwas verändern“, dieser Spruch bewegt bewusst oder unbewusst viele Wählerinnen und Wähler. Worin genau diese Veränderung bestehen soll, darüber scheiden sich die Geister. Dass in feministischen Belangen noch viel zu tun ist, darin sind sich sowohl Feminist:innen als auch ihre Gegner:innen einig – wenn auch aus gegensätzlichen Gründen.

Passend zum Internationalen Frauentag bekam Österreich eine Regierung, in der dezidierte Feminist:innen vertreten sind. Seit dem 3. März 2025 gibt es Grund zur Hoffnung: Wir haben eine feministische Frauenministerin!

Gegner:innen von ihr sitzen in vielen staatstragenden Funktionen auf Landesebene. Zwei gegensätzliche Lebenswelten stehen zur Wahl: Die „guten alten Zeiten“, in denen die Lebensaufgabe der Frauen auf Haushalt und Kinder (und/oder weitere Pflegeaufgaben) beschränkt war oder ein modernes, gleichberechtigteres Zeitalter. Dort sind Frauen nicht auf einen einzelnen Lebensbereich festgelegt, sondern bestimmen ihre Rolle selbst – sei es als taffe Chefin, Ministerin, Ingenieurin, Pflegefachkraft oder fürsorgliche Mutter.

Ein zentraler Punkt, der diese beide Welten voneinander trennt, ist die finanzielle Absicherung von Frauen. Vertreter:innen „der guten alten Zeit“ halten es für selbstverständlich und naturgegeben, dass Frauen ihren gesellschaftlichen Beitrag in Form von unbezahlter Arbeit leisten und bestenfalls eine Aufwandsentschädigung bekommen. Vertreter:innen der „neuen Zeit“ fordern, dass Frauen wirtschaftlich unabhängig sein sollen. Sie kritisieren, dass traditionelle Lebensmodelle zur absoluten Abhängigkeitsfalle werden können – Gewalt und Armut inklusive.

Bleiben wir gespannt, was 2025 noch bringt – der Anfang des Jahres hatte es jedenfalls in sich. Zum Frauentag erscheint auch der Femletter in neuem Design und Layout. Möge Österreich den internationalen Entwicklungen trotzen. Und möge die neue – feministische – Frauenministerin die Welt verändern.

Viel Vergnügen beim Schmökern. Wir freuen uns über Feedback!

Barbara Hofmann

Nachlese 

In dieser Rubrik stellen wir eine Auswahl spannender Veranstaltungen zum Nachlesen vor – mit Verweisen zu Videos, Fotos, Folien und Texten zu den Impulsen.

Geld. Macht. Gleichstellung. Was uns Gender Budgeting bringt. 
11. Barbara-Prammer-Symposium | 17.01.25 

Für Gender Budgeting ist es entscheidend – und derzeit bleibt es noch eine staatliche Aufgabe –, langfristig fundiertes, geschlechtersensibles Zahlenmaterial zu sammeln. Diese umfassende Analysegrundlage ermöglicht es der Wissenschaft, an der Weiterentwicklung der Gesellschaft zu arbeiten. Diese und weitere Themen wurden von hochrangigen Expertinnen im Rahmen des 11. Barbara-Prammer-Symposiums intensiv diskutiert. Eine Erkenntnis der renommierten Ökonomin Diane Elson lautet: „In einem sozialen Gefüge und für den sozialen Frieden müssen sich Vermögende beteiligen.“ Spanien zeigt, wie das geht.

Ankommen, mitreden! 
14.11.24

Die Journalistin und Podcasterin Alexandra Stanić schilderte bei unserer Veranstaltung Ankommen, mitreden! unter anderem, wie wichtig Identifikationspersonen sind, damit Karrieren, etwa im Journalismus, vorstellbar werden. Diese erfrischenden Kontrapunkte und die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Zusammenlebens und Ankommens thematisiert der Politologe Vedran Džihić in seinem gleichnamigen Buch. Das politische Konzept vieler Organisationen, die ein „Wir“ gegen die „Anderen“ stellen, ohne progressive Visionen, ist in einer zunehmend zusammenwachsenden Welt völlig überholt.

Arbeitswelten im sozial-ökologischen Umbau 
08.10.24

In Österreich ist es schwierig, klimafreundlich zu leben. In der 25. Ausgabe des AK-Schriftenbands Sozialpolitik in Diskussion bieten namhafte Expert:innen Einblicke in die Bedeutung von grünen Berufen und grünen Skills und erörtern, was nötig ist, damit Menschen in und durch ihre Arbeit ein klimafreundliches Leben führen können.

Auslese

Im Rahmen unserer Arbeit stoßen wir immer wieder auf spannende Texte, Studien und Veröffentlichungen im Internet. Eine kleine Auslese bieten wir hier.

Reproduktive Rechte

APuZ – Zeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung

Im online frei zugänglichen Schwerpunktheft zu reproduktiven Rechten wird Reproduktive Gerechtigkeit ins Zentrum gestellt. Dieses aktivistisch-theoretische Konzept feministischer Bewegungen wurde 1994 am Rande einer Gesundheitskonferenz in Chicago entwickelt und bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um alltägliche Probleme rund um Verhütung, Abtreibung, Schwangerschaft, Geburt sowie Mutterschaft und Elternschaft politisch anzugehen. Neben dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch geht es laut Loretta J. Ross um eine umfassende gesundheitliche Versorgung, Bildung, Arbeitsplätze, Kinderbetreuung und das Recht auf Mutterschaft.

(Un-)Eingeschränkte Selbstbestimmung?

Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Anna Durnová, Julia Schmid, Sylvia Herzog

Die Autorinnen untersuchten den Begriff der Selbstbestimmung und beleuchteten die unterschiedlichen Zugänge im Diskurs anhand der Dimensionen Körper, Wissen und Emotionen. Auf Pro-Choice-Seiten geht es vor allem um rationale Entscheidungen und den Zugang zu Informationen, wobei emotionale Appelle durch Beteiligungs- und Solidarisierungsaufrufe ergänzt werden. Auf Pro-Life-Seiten hingegen wird die Mutterrolle sowie das Frausein betont und mit emotional aufgeladenen Bildern eines glücklichen, erfüllten Lebens durch Mutterschaft verbunden.

Gender-Gesundheitsbericht 2024

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Die Autorinnen dieses Berichts plädieren für einen ganzheitlichen Zugang zur sexuellen Gesundheit, der nicht ausschließlich aus einer Risikoperspektive heraus betrachtet wird. Anhand von fünf Themenbereichen analysieren sie die unterschiedlichen, bundeslandabhängigen Informationen und die Tendenz, dass privat zu tragende Kosten sowie mangelhafte Versorgungsstrukturen insbesondere für Mädchen und Frauen Barrieren schaffen.

Reinlesen 

Lesenswerte Bücher gibt es wie Sand am Meer. Seien es Anregungen für die inhaltliche Auseinandersetzung, die politische Arbeit oder schlichtweg ein tolles feministisches Buch – drei ausgewählte Bücher empfehlen wir zum Schmökern.

Wir hätten so gern die ganze Welt beglückt. Die Wiener Revolution 1848

Picus Verlag, Wien 2024, Gabriella Hauch

Die Expertin für die Erste Frauenbewegung und Wiener Revolution, Gabriella Hauch, stellt in dieser Publikation die Akteur:innengruppen der Revolutionsmonate 1848 in Wien vor. Anschaulich beschriebene Ereignisse wie der Erdarbeiter:innen-Streik lassen Geschichte greifbar und lebendig werden.

Helene Bauer – Intellektuelle, Ökonomin, Austromarxistin. Schriften zur politischen Ökonomie 1919–1936

Mandelbaum Verlag, Wien 2024, Dunja Larise

Die Autorin Dunja Larise zeichnet ein umfassendes Porträt der Ökonomin Helene Bauer in der Ersten Republik – einer der ersten Ökonominnen, die sich kritisch mit den „Vätern“ des Neoliberalismus auseinandersetzte. Ihre Originaltexte im zweiten Teil des Buches sind ebenso aktuell wie inspirierend. Bauer schrieb über Vermögensabgaben, die Sozialisierung von Unternehmen, die kriegsorientierte Ökonomie sowie über alternative Konzepte von Ehe und Familie.

Schneewittchen pfeift auf Prinzessin. Ein Nicht-Märchen

Leykam, Graz 2024, Petra Piuk, Gemma Palacio

Schneewittchen in Zeiten von Instagram und Feminismus – wie das Märchen neu gelesen werden kann, zeigen die Autorinnen Petra Piuk und Gemma Palacio eindrücklich. Sie holen die Geschichte in die Gegenwart: Am Frühstückstisch starren die Eltern in ihre Arbeitslaptops oder brauchen zahlreiche Anläufe für das perfekte Ich-beiße-ins-Käsebrot-Foto. Besonders spannend ist, dass das Buch nicht nur gelesen, sondern auch interaktiv erlebt werden kann – es lädt dazu ein, sich selbst einzubringen.

Social-Media-Lese 

Unmittelbar und schnell Neuigkeiten aus der ganzen Welt erfahren – die verschiedenen Formen von Social-Media-Kommunikation machen das möglich. Den Platz hier nutzen wir, um ausgewählte Beiträge vorzustellen.

Web-Tipp: Erstes feministische Sportmagazin in Österreich

Vero Sportnews, Veronika Reininger

Frauen im Sport medial sichtbar zu machen – das ist das zentrale Ziel des ersten feministischen Sportmagazins in Österreich. Im Fokus steht der Frauenfußball, doch auch andere Sportarten werden sowohl generell als auch konkret beleuchtet. Ein aktuelles Beispiel: das Basketball-Cup-Finale in Graz, bei dem sich die Duchess Klosterneuburg ihren sechsten österreichischen Cup-Titel sicherte.

Web-Tipp: Eine Gewaltambulanz für OÖ

Petition

Steht vor Gericht Aussage gegen Aussage, sind Beweise wie Verletzungsdokumentationen und Spuren entscheidend dafür, ob ein Gewaltverbrechen anerkannt wird oder nicht. In Graz und Wien gibt es bereits Gewaltambulanzen, die mit mobilen Teams auch Niederösterreich, Kärnten und das Burgenland unterstützen. In Oberösterreich läuft derzeit eine Petition, die die Einrichtung einer solchen Ambulanz fordert.

Youtube-Tipp: Fabeln, die wir Frauen erzählen

Live-Talk, Adele Neuhauser & Barbara Blaha

Adele Neuhauser sprach mit Barbara Blaha über Rollenbilder und Geschlechterstereotypen. Als Tatort-Schauspielerin musste sie sich ihren Platz erkämpfen, sich beweisen. Sie hat aber auch gefordert, wenn die Zeit reif war: „Es geht nicht darum, dass wir mit Samthandschuhen behandelt werden wollen, sondern eben gleichberechtigt.“ Das Bühnengespräch ist in voller Länge auf YouTube nachsehbar.

Projektleitung

Barbara Hofmann

Mag.a Barbara Hofmann

Bereichsleitung Gleichstellungspolitik, Nachwuchsförderung und Online-Akademie